
"Ausruhen auf den Errungenschaften von früher reicht nicht!"
Am 20.09.2025 bist du offiziell zum Parteivorsitzenden der SPÖ Steiermark gewählt wurden. Wie hast du dich bei der Ergebnisverkündung gefühlt?
Lercher: „Einfach überwältigt. Dieses große Vertrauen der Mitglieder ist eine enorme Ehre für mich. Das klare Votum für meinen neuen Kurs ist auch ein wichtiges Zeichen, dass die steirische Sozialdemokratie bereit ist, die Lebensrealität der Steirerinnen und Steirer zum politischen Programm zu machen.“
Was sind die Schwerpunkte deines neuen Kurses?
Lercher: „Die Sozialdemokratie darf kein Selbstzweck sein, sie muss der Motor für Entwicklung und Fortschritt in diesem Land sein – ohne Parteitaktik und machtpolitische Spiele. Für mich stehen die Sorgen und Nöte der Steirerinnen und Steirer im Zentrum. Das bedeutet im Alltag, dass wir negative Entwicklungen genauso ansprechen wie positive – etwa bei der Migration. Ich sage: Keine Toleranz den Intoleranten! Egal ob Rechtsextremer oder religiös motivierter Extremist, jeder, der unsere demokratische Ordnung ablehnt, hat uns zum Feind. Ich will auch den Leistungsbegriff wieder sozialdemokratisch besetzen. Die Erwerbstätigen, die sich täglich bemühen, sehen sich völlig zurecht als die wirklichen Leistungsträgerinnen und Leistungsträger in diesem Land! Wir stehen für Leistung durch Arbeit. Ein Mensch, der Vollzeit arbeitet, muss ohne Förderungen leben können! Darin sehe ich meinen zentralen politischen Auftrag.“
Du hast in deiner Rede viel über die Gesundheitsversorgung gesprochen. Was sind deine Ideen für diesen Bereich?
Lercher: „Ich will, dass sich niemand sorgen machen muss, dass er im Notfall nach einem Unfall schnell und ausreichend versorgt wird. Deshalb brauchen wir an jedem Krankenhausstandort eine 24/7-Akutversorgung. Niemand soll Monate lang auf einen Facharzttermin oder eine wichtige Operation warten müssen. Wir werden alle Krankenhausstandorte brauchen, um dem Versorgungsauftrag der Zukunft gerecht zu werden. Wir werden mit zusätzlichen Primärversorgungszentren auch neue Angebote schaffen müssen. Und ich sage klar: Schluss mit der 2-Klassen-Medizin! Wer privat zahlt, soll nicht besser versorgt werden. Wer zusatzversichert ist, soll seinen Operationstermin nicht früher bekommen. Wer die Kreditkarte zückt, soll nicht schneller zu einem Facharzttermin kommen. Die E-Card muss reichen.“
Du hast gefordert, dass die Steiermark wieder aktive Industriepolitik betreiben soll. Wie kann das gelingen?
Lercher: „Die Hälfte der Gewinnausschüttung der Energie Steiermark soll für einen Steiermark-Fonds - Ein privater, dynamischer steirischer Fonds für Mittelstand, Industrie und Technologie – verwendet werden und die andere Hälfte für einen Steiermark-Tarif. Es braucht gerade jetzt die richtige Balance zwischen notwendigem Sparen und den richtigen Impulsen. Außerdem haben sich die Steierinnen und Steirer nach den Erfahrungen der letzten Jahre einen langfristigen günstigen Energietarif verdient! Die Energie Steiermark muss im hundertprozentigen Besitz des Landes bleiben und als Motor für Transformation und Industriestandort genutzt werden. Hier kann die öffentliche Hand zeigen, was sie kann. Zum Beispiel durch eine Satzungsänderung des Konzerns, in der das Ziel der kostengünstigen Energieversorgung fixiert wird.“
Du bist jetzt offiziell Landesparteivorsitzender. Wenn du in die Zukunft blickst, was sind deine großen Ziele?
Lercher: „Wenn mich mein Sohn in 15 oder 20 Jahren fragt, warum ich so wenig zu Hause war, würde ich gerne antworten: Weil wir damals den Mut gefunden haben, mit klarer Linie neue Wege zu gehen, die dazu geführt haben, dass du jetzt die Möglichkeit hast, ein glückliches und erfülltes Leben zu führen – in einem Land, das Wirtschaft, Umwelt und Mensch gemeinsam denkt! In einem Land, in dem Gleichstellung zwischen Mann und Frau kein Schlagwort ist! In einem Land, in dem Großeltern keine Sorge über die Zukunft ihrer Enkelkinder haben. Dazu einen Beitrag zu liefern, das ist mein Antrieb. Denn wenn wir es ehrlich und aufrichtig tun, dann wird eines passieren: die Steirerinnen und Steirer werden wieder wollen, dass wir Verantwortung bekommen.“